Die Psychologie des Begriffes Vertrieb

Das Wort „Vertrieb“, aber auch das Verb „vertreiben“ werden oft mit etwas negativem assoziiert. Woran liegt das?                                                Im wesentlichem geht es darum in welchem Zusammenhang der Begriff bei seiner Äußerung und deren Deutung benutzt wird. Schauen wir uns den Begriff „Vertrieb“ einmal genauer an.

 

Grammatik und Vertrieb

Vertrieb als Substantiv wird in seiner Definition oft im Zusammenhang mit Verkauf, Marketing und Absatzmarkt gesehen. Das Verb „vertreiben“ in demselben Zusammenhang auch. Doch das Verb „vertreiben“ bringt eine negative Bedeutung mit sich. Schauen wir genauer hin, dann finden wir 2 Teile im Verb: nämlich das Präfix „ver“ und das Verb „treiben“.

Laut Wiktionary haben 95% der Verben nichttrennbare Präfixe wie „ver“, „be“, „an“ und „er“.  Knapp die Hälfte aller Verben beginnen mit dem Präfix „ver“. Gleich danach kommt das Präfix „be“ mit einem Viertel Anteil aller Verben.

Nun prägen Präfixe (Vorsilben) das Wort wie z.B. das „ver“ mit unterschiedlichen Bedeutungen. Hier einige Beispiele: schwierig bis negativ: ver- rückt, be- klopf, oder auch die Bewegung eines Objektes wie ver- laden oder be- schreiben.

So beschreiben oder markieren Vorsilben die Bedeutung eines Wortes zu dem die Vorsilbe hinzugefügt wird. Am deutlichsten wird die Negativität des Begriffes, wenn die Vorsilbe den Zustand eines irreversiblen körperlichen oder seelischen Schmerzes beschreibt. Wie z.B. ver- hauen oder ver- treiben. Ver- treiben kann unbewusst auch mit dem Begriff  ver- scheuchen assoziiert werden.

 

Das Negative

Gerade „ver- treiben“ ist in der Sprache negativ besetzt. Denken wir doch im ersten Moment an solche Dinge wie jemanden vertreiben oder gar ganze Völker vertreiben bzw. verscheuchen. Die nächste Assoziation die unser Gehirn dann knüpfen würde ist zu dem Begriff die Vertriebenen usw. usf. Woher kommt das? Das liegt daran, dass unser Gehirn auf Referenz Erfahrungen  zurückgreift und gleichzeitig auf jene, welche bei bestimmten Begriffen eine gelernte oder erlernte Erinnerung auslösen. So stecken wir schnell in unseren Vorurteilen fest. Machen wir uns aber bewusst, dass es so nicht sein muss, wie unser Gehirn die letzte Erfahrung als Warnsignal nun abgespeichert hat, können wir ein Stückweit und manchmal auch sicherlich ganz von unseren Vorurteilen lösen und uns selbst dabei eine neue Chance geben.

Diese Bedeutungen und Referenz Erfahrungen in unserem alltäglichen Sprachgebrauch erschweren somit den positiven Zugang zu dem Thema Vertrieb! Im Kollektiv wie auch beim Einzelnen in unserer Gesellschaft haftet etwas negatives. Im Kommunikationsprozess der Übertragung und Gegenübertragung von Botschafter und Empfänger schwingt häufig diese negative Information unbewußt mit.

Letzten Endes liegt die Verantwortung beim Vertreiber, Online Marketer und Handelsvertreter, negative Konnotationen eines Begriffes mit authentischem Charme ihrer Persönlichkeit und freundlichem Auftreten positiv zu besetzen.

Das gilt natürlich auch für den Begriff  ver- kaufen.

Erst in der Uni im Wirtschaftsstudium den Unterschied  zwischen Verkaufen und Vertreiben zu lernen, ist, wie ich finde, zu spät. Alle Kinder sollten den Unterschied und die Differenzierung in ihrer Bedeutung bereits in der Schule lernen und wissen. Und Des Weiteren sollte die Kinder das Verkaufen und unterschiedliche Vertriebsformen der aktuellen Wirtschaft bereits in der Schule lernen.

 

Verkaufen gleich Präsentieren

Verkaufen im Sinne des Präsentieren passiert in Schulen nur in Form von Referaten und Gedichte aufsagen. Das Kind, was am besten auswendig lernen kann und entsprechend das auswendig Gelernte präsentiert, bekommt auch die besten Noten! Wäre dem Kind sein Verhalten jedoch bewusst, wie es präsentiert, damit es eine hervorragende Präsentation vorträgt, würde das Kind es später im Leben viel leichter haben. Das Leben braucht angewandtes Wissen und nicht nur auswendig lernen. Für einige Dinge ist es sicherlich die Basis, wie z.B. das 1 x 1 auswendig zu können, aber angewandtes Wissen bedeutet erlerntes Wissen in der Praxis zu erfahren. Erlerntes Wissen in nützliches erlebtes Wissen zu verwandeln, sollte der Lehrauftrag sein.

Vertreiben und Verkaufen als emotionalen Kommunikationsprozess zu verstehen, hilft uns die Angst vor der Ablehnung abzulegen.

Doch davon mehr in unserem nächsten Artikel!

 

Author: Dipl.-Psych. Viney Lugani                                                                                                                                                                     DVNLP Lehrtrainer & Online Marketing Manager